Im Jahre 2000 schrieb Liselotte Schäfer
75 Jahre Reit- und Fahrverein e. V.
Der Reit- und Fahrverein Hoisbüttel e. V. feierte in diesem Jahr sein 75jähriges Bestehen.
Es wurden daher natürlich schon mehrere Jubiläen gefeiert, wie z.B. nach 25 und 50 Jahren mit Reit- und Fahrturnieren unterschiedlicher Ausmaße und nach 60 Jahren 1985 mit gemeinsamen Feierlichkeiten mit dem Hoisbütteler Sportverein von 1955 e.V., der gleichzeitig 30 Jahre alt wurde.
ln dieser Zeit waren wir in der sehr schwierigen ersten Bauphase einer neuen Reitsportanlage im ,,Sportpark Hoisbüttel" am Volksdorfer Weg in Ammersbek. Für die 60 Jahrfeier wurde schon eine umfangreiche Chronik erstellt, auf die jetzt noch einmal zurückgegriffen und die außerdem um weitere 15 Jahre vervollständigt werden soll, denn es wurde fleißig am weiteren Aufbau unseres Vereins gearbeitet. Er hat heute eine Mitgliederzahl von 342 Mitgliedern und ist somit der mitgliederstärkste Reiterverein im Kreis Stormarn.
lm Mai 1925 wurde der heutige Reit- und Fahrverein Hoisbüttel e.V. unter dem Namen ,,Reitverein Wohldorf e.V" von Ernst Ramm und mehreren reitsportbegeisterten Herren gegründet. Auf einem Grasplatz hinter der Schleuse wurde eifrig trainiert. Es wurde eine Reit- und Fahrabteilung aufgestellt, die aus je 2 Dressur-, Spring- und Geländereitern sowie 2 Gespannfahrern bestand. Das zeigte schon damals die Vielseitigkeit der Reiterei, die in dem jungen Verein ausgeführt wurde.
Das "Erste Turnier" fand bereits mit 40 Pferden am Start im September 1928 statt. Es war ein Wettkampf von 5 ländlichen Reitvereinen, der mit einer Schleppjagd mit von etwa 30 Teilnehmern des Hamburger Schleppjagdvereins und ihrer Meute beendet wurde. Auch ein anschließender Reiterball fehlte damals nicht.
Die Wirkung dieses ersten Turniers auf die Reiter blieb nicht aus. Es traten immer mehr "Reitbegeisterte" dem Verein bei. Durch die kostenlose Gestellung einer großen Hauskoppel des Hoisbütteler Mitglieds Willi Harten im Jahr 1930 bekam der Verein ein erstklassiges Gelände in der Nähe des Hoisbütteler Bahnhofs für die weitere Ausbildung seiner Mitglieder. Durch die Lage dieses Platzes stand auch der ,,Lottbeker Krug" als Vereinslokal zur Verfügung.
Alle Mitglieder gingen jetzt mit viel Eifer und mit Gespannen an die Arbeit um die Koppel in Eigenhilfe als Dressur- und Springplatz umzufunktionieren. Diese Umgestaltung wurde neben der täglichen Feldarbeit der Landwirte abends und am Wochenende bewerkstelligt. Die so immer schöner, größer und besser werdende Anlage konnte der Verein bis 1983 nutzen.
Alle Aktivitäten auf der von Herrn Harten zur Verfügung gestellten Koppel hatten das eine Ziel, ein Reitturnier zu veranstalten. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Gründungsverein ,,Reitverein Wohldorf e.V." auf den Namen ,,Reit- und Fahrverein Hoisbüttel und Umgebung e.V" geändert.
Eines Tages war es soweit. 1932 konnte das 1. Reitturnier in Hoisbüttel auf der neuen Reitanlage veranstaltet werden. Es wurde ein grandioses Ereignis für den Verein und die gesamte Bevölkerung des Ortes, der sich mit Flaggen- und Blumenschmuck herausgeputzt hatte. Auch diese Veranstaltung konnte der Verein mit Stolz als Erfolg verbuchen. Mit Enthusiasmus ging die Ausbildung in allen Sparten Dressur, Springen, Gelände und Abteilungsreiten weiter.
1933 kam für den Verein ein Umbruch. Nationalsozialisten drückten ihm ihren Stempel auf. Er wurde von der SA vereinnahmt. Die Freiheit war dahin. Es wurde befohlen. Auch diese unrühmlichen Jahre von 1933 bis 1945 hat der Verein durchgestanden und seinen Platz im Reitsport, auch unter manchen schwierigsten Verhältnissen, behauptet.
Nach 1945 kam mit den zurückgekehrten Mitgliedern Ernst Ramm, Hermann Kracht, Hans Tidow, Heinrich Westphal, Emil Caro, Willi Wagner und anderen Mitgliedern wieder neuer Lebenswille in den Verein.
Am 31.7.1947 kam es nach dem 2. Weltkrieg zur ersten außerordentlichen Generalversammlung mit dem alten Vorstand und 28 weiteren Mitgliedern. Es wurde eine neue Vereinssatzung beschlossen.
Mit Stolz erfüllt den Reit- und Fahrverein Hoisbüttel e.V. zu den Gründungsmitgliedern des Kreisreiterbundes Stormarn e.V. im Jahre 1948 zu gehören.
Der Unterricht in allen vorhergenannten Disziplinen der Reiterei, der wieder von Ernst Ramm übernommen wurde, führte zu guten Erfolgen auf Veranstaltungen im Kreis Stormarn und auch im Lande Schleswig-Holstein. ln unermüdlicher Einsatzbereitschaft der Mitglieder wurde nach dem Krieg die Wiederinstandsetzung der Reitanlage, die während des Krieges mit dem Gebäudebestand und dem gesamten lnhalt zerstört wurde, betrieben. Deshalb konnte im Mai 1949 auf dem Turnierplatz das 1. Nachkriegsturnier gestartet werden. Der Erfolg wurde mit einem Hubertusball im Gasthaus Walter Claßen gefeiert. Unsere Reitabteilung gewann auf diesem Turnier den Wettkampfpokal und auch Einzelreiter waren siegreich.
Die Landeigner stellten dem Verein wieder für Geländeritte sowie Reitjagden ihre Felder zur Verfügung. Dafür gebührt ihnen auch heute noch großer Dank.
Mit dem Turniererfolg 1949 waren die Nöte der Nachkriegszeit überwunden. lm Jahr 1950 wurde im ,,Lottbeker Krug"- 25 Jahre Reit- und Fahrverein Hoisbüttel e.V - gefeiert.
Ab diesem Jahr wurden die jährlichen Pferdeleistungsschauen beziffert, also 1950 die erste. Die Austragung der Turniere wurde auf die 2. Hälfte des Monats Mai festgelegt. ln diesem Jahr erhielt der Verein von seinem Mitglied Walter Harten einen Nutzungsvertrag für das Reitgelände auf weitere 25 Jahre bis 1976. So konnten jetzt neue Bauvorhaben und Verbesserungen in Angriff genommen werden. Auf dem Turnier 1952 gab es eine besondere Begebenheit. Es wurde eine Vereinsstandarte, die von Hermann Kracht gestiftet wurde, eingeweiht. Der Stifter wurde selbstverständlich der 1. Standartenträger.
Die Vereinsabteilung gewann den Pokal, der hier vom 1. Vorsitzenden Emil Schulz undStandartenträger Hermann Kracht präsentiert wurde.
Zwischenzeitlich wurden für die Mitglieder Vereinsabzeichen und Ehrennadeln in Silber und Gold, die bei 25 bzw. 40 jähriger Vereinszugehörigkeit ausgegeben wurden, zugelegt. Für die gefallenen Mitglieder wurde 1958 eine Gedenktafel eingeweiht. Es wurde ständiger Brauch, dass eine Abordnung des Vereins am Volkstrauertag mit einer Kranzniederlegung gemeinsam mit Abordnungen der Gemeinde und weiteren Vereinen am Ehrenmal der Toten gedenkt.
1962 wurde Ernst Ramm für seine Verdienste um den Verein als Ehrenmitglied geehrt. lm gleichen Jahr feierte die Gemeinde Hoisbüttel die 700-Jahr-Feier, an der unser Verein mit einer großen Abteilung von Reitern gebührend teilnahm.
Durch viele Aktivitäten, wie Lehrgänge und andere Maßnahmen gewann der Verein immer mehr an Bedeutung. Neben festlichen Veranstaltungen gab es Jugendtreffs, Ausbildungs- und Besichtigungsfahrten sowie Fachvorträge und vieles mehr.
Eine 1961 neu beigetretene Gruppe finanzkräftiger Mitglieder wollte dem Verein eine Reithalle mit Stallungen und Reitlehrerwohnung stiften, um dem Verein, der aus mehreren Stallgemeinschaften zusammengesetzt war, ein Reitzentrum zu schaffen. 1963 lag nach zweijähriger Planung die Baugenehmigung vor. Doch plötzlich wurde dem Projekt unerwartet durch den neugewählten Vorstand die Zustimmung zum Bauvorhaben wegen Eigeninteresse entzogen. Übrig blieb von der Planung die Erstellung eines Richterturmes, der 1965 anlässlich der 15. Pferdeleistungsschau und des 40jährigen Vereinsbestehens eingeweiht wurde.
Zu dieser Pferdeleistungsschau gingen 250 Pferde an den Start. Hier wurde auch demonstriert, dass die Jugendarbeit im Verein groß geschrieben wurde.
Neben Jugendreitabteilungen gab auch die neugegründete Voltigierabteilung unter der Leitung der Jugendwartin Lieselotte Schäfer ihr erstes Debüt. Durch diese Sportart bekam der Verein den größten Mitgliederzuwachs.
Voltigieren war der Erfolgsrenner des Vereins. Der Erfolg konnte auch besonders dadurch erreicht werden, da Hermann und später Heino Kracht immer ein offenes Ohr für diese Jugendarbeit hatten und ihre Reithalle uneigennützig für die Voltigier- und Jugendreitergruppen zum Training zur Verfügung stellten.
lm Verlauf der Jahre wurde der Turnierplatz immer weiter ausgebaut und die alten Anlagen verbessert. Hier hatten unser langjähriger Platzwart Günter Joel und beim Gelände Gerd Matz den größten Anteil.
1968 gab es neben der großen Pferdeleistungsschau das erste Ponyturnier und 1970 das erste Vielseitigkeitsturnier.
ln den nachfolgenden Jahren erlebte die pferdesportbegeisterte Gemeinde Hoisbüttel viele Aktivitäten des Reitvereins, wie Turniere für Großpferde, Ponys. Hinzu kamen auch solche für lsländpferdereiter sowie Herbstjagden durch die Feldmark. Kurse für alle Sparten der Reiterei wurden angeboten.